Manöverkritik
Verfasst: Mo, 23. Apr 2012 10:48
So, nach einem kurzen anschließenden Ausflug nach Krefeld bin ich nun auch wieder zurück von der DevCon. Ich beginne die Manöverkritik damit, mich äußerst herzlich beim Orgateam zu bedanken, das einen prinzipiell exzellenten Job gemacht hat. Leider bemerkt man während einer solchen Veranstaltung längst nicht mehr so deutlich, wie ungeheuer viel Arbeit dahinter steckt und gesteckt hat, ein derartiges Event zu organisieren. Es sind Wochen und Monate, während derer man kaum zur eigentlichen Arbeit kommt. Danke! =D>
Vieles hat sehr gut funktioniert, aber längst nicht alles, wobei es einige Aspekte gab, die man der Organisation anlasten könnte, während andere sich dem Einflussbereich der Organisatoren entzogen. Dazu gehört, dass Alaska im Bereich "Artica" überwiegend Vorträge gehalten hat, die es im vergangenen Jahr beim Forentreffen bereits gab, sowie die Absage einiger Sprecher (wozu auch ich gehörte, ja), so dass der Fokus inhaltlich und sprecherseitig sehr bei Alaska selbst lag. Leute wie Boris und Clayton als wichtige 3rd-Party-Produzenten fehlten einfach. Ich habe auch eine App-Show sehr vermisst. Und die auf der DevCon-Site angekündigte Möglichkeit, so gut wie alles sofort ausprobieren und quasi live verfolgen zu können, galt ebenfalls höchstens sehr eingeschränkt, wenn überhaupt, eigentlich aber komplett virtuell. Das niemals richtig funktionierende WLAN - das auch dafür gesorgt hatte, dass einige Vorträge halb scheiterten, etwa zwei von Till - ist ein Thema für sich, und auch der Zugang zum Alaska-Server gestaltete sich (deshalb) deutlich schwieriger, als man bei einer Entwicklerkonferenz hätte erwarten können. Erschwert wurde die WLAN-Problematik dadurch, dass das Konferenzhotel an keinem sehr guten Punkt für 3G-Datenzugänge liegt; in den Speiseräumen und auch einigen Zimmern war nicht einmal das möglich.
Die Konferenzräumlichkeiten selbst fand ich grundsätzlich sehr okay, die Leinwände und die Auflösung der Beamer waren aber überall zu klein dimensioniert. Dass es überhaupt kein ausgedrucktes Material gab, also nicht einmal einen ausgedruckten Konferenzplan und wenigstens eine Synopsis der diversen Vorträge, missfiel mir. Das originelle Layout der ausgehängten Pläne dürfte für ein paar verspannte Nacken gesorgt haben. Der Ablauf hingegen schien mir gut durchdacht und erlaubte jedem Teilnehmer, sich so gut wie mit jedem Thema auseinanderzusetzen, notfalls auf Englisch.
Inhaltlich bin ich noch etwas unentschieden, was die Bewertung der Qualität anbetrifft. Alaska hatte sicherlich, als es in die frühe Planung ging, gehofft, tatsächlich die 2.0 in vollem Umfang präsentieren zu können, was sich im Vorfeld der Konferenz dann als unerfüllbarer Wunsch erwies. Dem ist dann wahrscheinlich auch geschuldet, dass der Deckel auf der Werbung für die Konferenz blieb und Alaska immer wieder betonte, es würde sich um eine europäische, gar deutsche Konferenz handeln. Die Vorträge von Alaska waren zwar sehr interessant, aber, wie gesagt, teilweise bekannt. Von den anderen Vorträgen, die keine Salesshows waren (Tobax, DS Datasoft, Sybase, Combit), kann ich eigentlich nur die von Michael Hoffmann und Roger Donnay (am letzten Tag) besonders würdigend hervorheben. Unterm Strich: Das war eher eine vertiefende Konferenz denn eine, die Neuigkeiten bot, aber das ist meine persönliche Sicht - diejenigen, die beim Forentreffen nicht dabei waren, werden tatsächlich einiges an Neuheiten gesehen haben. Für mich war es inhaltlich ein "Machen wir das Beste daraus". Wie auf fast allen Xbase-DevCons bisher fehlten Vorträge und Workshops, die tatsächlich auf der Basis von Beispielen Programmiertechniken, Lösungswege und Optimierungsansätze zeigten. Für die nächste DevCon möchte ich, falls jemand zuhört, der sie organisieren will, einen parallelen Workshop-Track anregen, der etwa Präprozessortechniken zeigt, den fortgeschrittenen Umgang mit Codeblöcken und ähnliches. Man hat häufig bemerkt, dass viele Entwickler auf einem "erweiterten Clipper-Niveau" an ihren Applikationen stricken und teilweise erschütternd wenig Kenntnis von den Möglichkeiten haben. Allerdings haben diese DevCons auch das Problem, dass man auf Sprecher angewiesen ist, die ehrenamtlich und auf eigene Kosten arbeiten. Deshalb ist es auch schwer, die Inhalte vorzugeben. Deshalb sind und waren alle Programme bisher Kompromisse, und nicht immer gute. Das galt auch für Berlin 2007.
Die beste Nachricht der DevCon war aus meiner Sicht, dass Frank "++" Großheinrich wieder für Alaska tätig wird. Das ist ein gutes Zeichen. Die Ankündigung, dass die 2.0 im "dritten oder vierten Quartal" erhältlich sein wird, reißt das allerdings wieder ein bisschen runter, vorsichtig gesagt. Allerdings wird die 2.0 auch einen enorm großen Fortschritt darstellen, das darf und kann man nicht kleinreden.
Noch ein paar Worte zum Konferenzhotel. Das "Hennies" hatte ich ja seinerzeit für das Forentreffen vorgeschlagen, weil es zentral liegt, preisgünstig ist und sich dennoch für relativ große Konferenzen eignet - prinzipiell. Es ist aber auch ein Hotel, das seine drei Sterne vermutlich gerade so bekommen hat; die Zimmer sind teilweise doch ziemlich rustikal, und über die Qualität, gar Originalität des Essens könnte man trefflich streiten. Natürlich ist das auch eine Frage des Preises - im Gegensatz zu früheren Konferenzen waren dieses Mal (hoffe ich wengstens <hüstel>) die "üblichen" Drinks an allen Veranstaltungsabenden frei, und ein 4-Sterne-Konferenzhotel hätte eine komplett andere Kalkulation erfordert. Dennoch würde ich ganz persönlich für eine solche Konferenz einfach etwas andere Standards erwarten. Das ist sehr subjektiv; ich weiß, dass es einige gab, die sich seinerzeit über das Mercure in Berlin beschwert haben, wo die Zimmer ja weit mehr als doppelt so viel gekostet haben, aber ich bin am Freitag direkt vom "Hennies" tatsächlich in ein Mercure gewechselt und fühlte mich dort wie im siebten Himmel (vergleichsmäßig). Andererseits muss man aber auch sagen, dass das Personal im "Hennies" sehr zuvorkommend und quasi unermüdlich ist.
Dies ist bitte nicht als Nörgelei oder gar - zum Teufel, nein! - als eine Variation von "Wir haben das damals viel besser gemacht" zu verstehen. Die Voraussetzungen waren dieses Mal andere, und den Ansatz, die Kalkulation gerade die überwiegende Kundenstruktur berücksichtigend etwas niedriger zu halten, verstehe und respektiere ich. Viele Häuser, die mit Xbase arbeiten, sind eben "erweiterte One-Man-Shows", die ihre Ausgaben im Blick behalten müssen, und denen kam der Ansatz sicher zugute.
Finally. DevCons sind in erster Linie soziale Events, und auch dieser Aspekt markierte dieses Mal die Qualität der Veranstaltung, vielleicht sogar viel besser als bei den vorigen. Wir waren alle sehr dicht beieinander, praktisch ohne Unterbrechung, und man hatte viele Gelegenheiten, sich kennenzulernen, auszutauschen und Spaß zu haben. Es war eine sehr gute Entscheidung, das Speakers-Diner vor die eigentliche DevCon zu ziehen. Die gemeinsamen Abende waren interessant, originell (vor allem der Ownerdrawing-Wettbewerb) und viel zu kurz.
Also. Danke für eine schöne und spannende und interessante DevCon, ein tiefes Kotau an das Orgateam. Die nächste wird noch besser, da bin ich sicher!
Vieles hat sehr gut funktioniert, aber längst nicht alles, wobei es einige Aspekte gab, die man der Organisation anlasten könnte, während andere sich dem Einflussbereich der Organisatoren entzogen. Dazu gehört, dass Alaska im Bereich "Artica" überwiegend Vorträge gehalten hat, die es im vergangenen Jahr beim Forentreffen bereits gab, sowie die Absage einiger Sprecher (wozu auch ich gehörte, ja), so dass der Fokus inhaltlich und sprecherseitig sehr bei Alaska selbst lag. Leute wie Boris und Clayton als wichtige 3rd-Party-Produzenten fehlten einfach. Ich habe auch eine App-Show sehr vermisst. Und die auf der DevCon-Site angekündigte Möglichkeit, so gut wie alles sofort ausprobieren und quasi live verfolgen zu können, galt ebenfalls höchstens sehr eingeschränkt, wenn überhaupt, eigentlich aber komplett virtuell. Das niemals richtig funktionierende WLAN - das auch dafür gesorgt hatte, dass einige Vorträge halb scheiterten, etwa zwei von Till - ist ein Thema für sich, und auch der Zugang zum Alaska-Server gestaltete sich (deshalb) deutlich schwieriger, als man bei einer Entwicklerkonferenz hätte erwarten können. Erschwert wurde die WLAN-Problematik dadurch, dass das Konferenzhotel an keinem sehr guten Punkt für 3G-Datenzugänge liegt; in den Speiseräumen und auch einigen Zimmern war nicht einmal das möglich.
Die Konferenzräumlichkeiten selbst fand ich grundsätzlich sehr okay, die Leinwände und die Auflösung der Beamer waren aber überall zu klein dimensioniert. Dass es überhaupt kein ausgedrucktes Material gab, also nicht einmal einen ausgedruckten Konferenzplan und wenigstens eine Synopsis der diversen Vorträge, missfiel mir. Das originelle Layout der ausgehängten Pläne dürfte für ein paar verspannte Nacken gesorgt haben. Der Ablauf hingegen schien mir gut durchdacht und erlaubte jedem Teilnehmer, sich so gut wie mit jedem Thema auseinanderzusetzen, notfalls auf Englisch.
Inhaltlich bin ich noch etwas unentschieden, was die Bewertung der Qualität anbetrifft. Alaska hatte sicherlich, als es in die frühe Planung ging, gehofft, tatsächlich die 2.0 in vollem Umfang präsentieren zu können, was sich im Vorfeld der Konferenz dann als unerfüllbarer Wunsch erwies. Dem ist dann wahrscheinlich auch geschuldet, dass der Deckel auf der Werbung für die Konferenz blieb und Alaska immer wieder betonte, es würde sich um eine europäische, gar deutsche Konferenz handeln. Die Vorträge von Alaska waren zwar sehr interessant, aber, wie gesagt, teilweise bekannt. Von den anderen Vorträgen, die keine Salesshows waren (Tobax, DS Datasoft, Sybase, Combit), kann ich eigentlich nur die von Michael Hoffmann und Roger Donnay (am letzten Tag) besonders würdigend hervorheben. Unterm Strich: Das war eher eine vertiefende Konferenz denn eine, die Neuigkeiten bot, aber das ist meine persönliche Sicht - diejenigen, die beim Forentreffen nicht dabei waren, werden tatsächlich einiges an Neuheiten gesehen haben. Für mich war es inhaltlich ein "Machen wir das Beste daraus". Wie auf fast allen Xbase-DevCons bisher fehlten Vorträge und Workshops, die tatsächlich auf der Basis von Beispielen Programmiertechniken, Lösungswege und Optimierungsansätze zeigten. Für die nächste DevCon möchte ich, falls jemand zuhört, der sie organisieren will, einen parallelen Workshop-Track anregen, der etwa Präprozessortechniken zeigt, den fortgeschrittenen Umgang mit Codeblöcken und ähnliches. Man hat häufig bemerkt, dass viele Entwickler auf einem "erweiterten Clipper-Niveau" an ihren Applikationen stricken und teilweise erschütternd wenig Kenntnis von den Möglichkeiten haben. Allerdings haben diese DevCons auch das Problem, dass man auf Sprecher angewiesen ist, die ehrenamtlich und auf eigene Kosten arbeiten. Deshalb ist es auch schwer, die Inhalte vorzugeben. Deshalb sind und waren alle Programme bisher Kompromisse, und nicht immer gute. Das galt auch für Berlin 2007.
Die beste Nachricht der DevCon war aus meiner Sicht, dass Frank "++" Großheinrich wieder für Alaska tätig wird. Das ist ein gutes Zeichen. Die Ankündigung, dass die 2.0 im "dritten oder vierten Quartal" erhältlich sein wird, reißt das allerdings wieder ein bisschen runter, vorsichtig gesagt. Allerdings wird die 2.0 auch einen enorm großen Fortschritt darstellen, das darf und kann man nicht kleinreden.
Noch ein paar Worte zum Konferenzhotel. Das "Hennies" hatte ich ja seinerzeit für das Forentreffen vorgeschlagen, weil es zentral liegt, preisgünstig ist und sich dennoch für relativ große Konferenzen eignet - prinzipiell. Es ist aber auch ein Hotel, das seine drei Sterne vermutlich gerade so bekommen hat; die Zimmer sind teilweise doch ziemlich rustikal, und über die Qualität, gar Originalität des Essens könnte man trefflich streiten. Natürlich ist das auch eine Frage des Preises - im Gegensatz zu früheren Konferenzen waren dieses Mal (hoffe ich wengstens <hüstel>) die "üblichen" Drinks an allen Veranstaltungsabenden frei, und ein 4-Sterne-Konferenzhotel hätte eine komplett andere Kalkulation erfordert. Dennoch würde ich ganz persönlich für eine solche Konferenz einfach etwas andere Standards erwarten. Das ist sehr subjektiv; ich weiß, dass es einige gab, die sich seinerzeit über das Mercure in Berlin beschwert haben, wo die Zimmer ja weit mehr als doppelt so viel gekostet haben, aber ich bin am Freitag direkt vom "Hennies" tatsächlich in ein Mercure gewechselt und fühlte mich dort wie im siebten Himmel (vergleichsmäßig). Andererseits muss man aber auch sagen, dass das Personal im "Hennies" sehr zuvorkommend und quasi unermüdlich ist.
Dies ist bitte nicht als Nörgelei oder gar - zum Teufel, nein! - als eine Variation von "Wir haben das damals viel besser gemacht" zu verstehen. Die Voraussetzungen waren dieses Mal andere, und den Ansatz, die Kalkulation gerade die überwiegende Kundenstruktur berücksichtigend etwas niedriger zu halten, verstehe und respektiere ich. Viele Häuser, die mit Xbase arbeiten, sind eben "erweiterte One-Man-Shows", die ihre Ausgaben im Blick behalten müssen, und denen kam der Ansatz sicher zugute.
Finally. DevCons sind in erster Linie soziale Events, und auch dieser Aspekt markierte dieses Mal die Qualität der Veranstaltung, vielleicht sogar viel besser als bei den vorigen. Wir waren alle sehr dicht beieinander, praktisch ohne Unterbrechung, und man hatte viele Gelegenheiten, sich kennenzulernen, auszutauschen und Spaß zu haben. Es war eine sehr gute Entscheidung, das Speakers-Diner vor die eigentliche DevCon zu ziehen. Die gemeinsamen Abende waren interessant, originell (vor allem der Ownerdrawing-Wettbewerb) und viel zu kurz.
Also. Danke für eine schöne und spannende und interessante DevCon, ein tiefes Kotau an das Orgateam. Die nächste wird noch besser, da bin ich sicher!